Über Prozessarbeit

Die Geburtsstunde der prozessorientierten Psychologie (PoP) liegt an der Schwelle der 70er Jahre. Arnold Mindell, Physiker und Psychologe, entdeckte als Lehranalytiker des C.G.Jung-Institutes Zürich, dass mit Körpersignalen ebenso gearbeitet werden kann wie mit Traumbildern. Beide Zugänge führen einerseits zu denselben Prozessen, potenzieren sich jedoch gegenseitig in ihren Möglichkeiten. Für diese vermutete Einheit prägte Mindell die Wortsynthese „Traumkörper“.

Aus einer ursprünglichen körperbezogenen Variante der analytischen Einzelarbeit entwickelte sich diese „Traumkörperarbeit“ zu einem immer universelleren Werkzeug der Arbeit mit komplexeren Prozessen, an denen Menschen wesentlich beteiligt sind, wie Beziehungen, Familien und psychologisch motivierten Gruppen. Zusammen mit seiner Frau Dr. Amy Mindell und anderen SchülerInnen der ersten Generation entfaltete Mindell in den 80er und 90er Jahren die prozessorientierte Psychologie in ihrer ganzen Breite von der Arbeit mit Sterbenden, Komapatienten und veränderten Bewusstseinszuständen bis hin zur Arbeit mit Organisationen und Worldwork in heißen Konflikten mit Großgruppen von bis zu 1000 Personen.

Auf ihrem Entwicklungsweg hat die Prozessorientierte Psychologie nach Drs. Arnold und Amy Mindell einerseits vielerlei Wechselwirkungen und Inspiration von parallelen Therapieentwicklungen wie Gestalttherapie, Systemischer Therapie, NLP und Hypnotherapie erfahren, andererseits hat sie ihre tiefe Verankerung in uralten Weisheitslehren wie dem Taoismus, dem Zen und dem Schamanismus entdeckt und entfaltet. Nicht zuletzt schlägt sie eine Brücke zu Prinzipien der modernen Physik und unserer derzeitigen Kenntnis vom Verhalten komplexer Systeme. Damit wurde sie zur Prozessarbeit, die weit über das eigentliche Feld der Psychologie bzw. Psychotherapie hinaus in das Alltagsleben reicht.

Einen Schlüssel zum Verständnis der Prozessarbeit - und auch einen wesentlichen Unterschied zu vielen oberflächlich ähnlichen und die Prozessarbeit inspirierenden Methoden - liefern die von Amy Mindell ins Blickfeld gehobenen Metaskills. Damit ist die Haltung gemeint, welche die Prozessarbeit trägt und die wesentlichen Kriterien für die Auswahl und Anwendung der einzelnen Methoden und Interventionen (Skills) liefert. Diese Haltung ist ganz entscheidend von Demut gegenüber dem Leben selbst, Liebe zu den Menschen und Respekt und Wertschätzung vor ihrem persönlichen Erleben geprägt. Persönliche Wertungen, insbesondere kulturelle Abneigungen oder therapeutische Konzepte und Pathologisierung versucht der Prozessarbeiter als eine Erscheinung des Gesamtgeschehens zu behandeln und hinter sich zu lassen. Er dient einem umfassenderen, ganzheitlichen Geschehen, dass wir je nachdem als Prozess, als Dao oder als Selbstorganisation beschreiben können.

In den 90er Jahren wurde der Begriff „ProzessModeration“ geprägt, um eine spezifischere Anwendung der Prozessarbeit im berufsbezogenen Umfeld zu kennzeichnen. Sie legt ihren Schwerpunkt auf das berufliche Coaching und die Arbeit mit Gruppen und ist einer der Ausgangspunkte für die Entwicklung der N-Prozess®-Moderation.

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